Die Vereinigte Gesellschaft im Kulturleben von Langenberg
Wer sich mit der Geschichte der Vereinigten Gesellschaft befasst, wird immer wieder von ihren musikalischen Aktivitäten erfahren. Bereits das Haus "Am End" war dafür bekannt, daß es eine offene Tür, einen freien Raum für "die Tonkunst" hatte, wie es heißt. Die "Musikalische Gesellschaft", die 1822 zum ersten Mal in Erscheinung trat, konnte den Saal der VG für ihre zuerst nur instrumentalen, seit 1833 auch für ihre Chordarbietungen nutzen.
Damit hatte eine lange Tradition der Musikförderung durch die VG begonnen, aus der auch der Bürgerhaus-Chor hervorging, der nun schon seit 150 Jahren besteht und vielen Langenbergern sehr wohl ein Begriff ist.
Ihr Gefallen an der Musik hatten die Mitglieder der VG schon zum ersten Stiftungsfest im Jahre 1800 deutlich gemacht. Es gab schon damals ein Konzert, und man beschloß bei dieser Gelegenheit, in jedem Jahr zum Stiftungsfest ein Konzert zu veranstalten. Von jenem Zeitpunkt an waren musikalische Darbietungen für die Langenberger Bevölkerung ein fester Bestandteil der Aktivitäten der VG. Gespielt wurden Stücke von Mozart, Haydn, Mendelssohn-Bartholdy, Brahms, Schubert und zahlreichen zeitgenössischen Komponisten.
Nachdem sich der Bürgerhaus-Chor gegründet hatte, gab es zwar weiterhin verschiedene musikalische Aktivitäten der VG, doch waren diese nun vornehmlich für Mitglieder und deren Gäste oder Freunde gedacht. Öffentlich zugänglich waren allerdings immer noch die wissenschaftlichen Vorträge.
Nicht zu allen Vorträgen, die von der VG organisiert wurden, gibt es Aufzeichnungen, aber die vorhandenen Themenkataloge geben bereits einen guten Eindruck von der Natur und Vielfältigkeit der Veranstaltungen.
Der erste Vortrag, von dem berichtet wird, wurde 1859 von Dr.Clamor Topp gehalten und beschäftigte sich eingehend mit dem "Parzival" von Wolfram von Eschenbach. Viele Vorträge sollten noch folgen, und die stets wechselnden Referenten behandelten nicht nur Themen aus Kunst und Literatur, sondern auch neue Erkenntnisse der Naturwissenschaften. Zum Beispiel sprach Prof. Dr. J.C. Fuhlrott 1864 vor den Langenbergern über "Das Alter des Menschengeschlechtes", wobei er ausführlich auf seinen Fund des Neandertaler-Schädels einging, und im Jahre 1861 berichtete Dr. Nagel von den "Entdeckungen in Afrika". Alle Veranstaltungen waren mit Sicherheit eine Bereicherung für Langenberg.
Nach dem ersten Weltkrieg hatte die VG nur sehr begrenzte Finanzmittel, so daß öffentliche Veranstaltungen seltener, im Falle der Vorträge sogar ab Ende der 20er Jahre gar nicht mehr stattfanden. Inzwischen förderte die Stadt selbst Vorträge und musikalische Veranstaltungen in eigenen Räumlichkeiten im Bürgerhaus.
Seit 1947 gab es wieder regelmäßige Vorträge, denn man wollte das Altbewährte, die allgemeinbildende schöngeistige Unterhaltung neu beleben. Der erste Vortrag nach dieser langen Pause wurde von dem damals ortsansässigen Architekten Winters gehalten und trug den Titel "Gedanken zum Stadtbild Langenbergs". Im Januar des nächsten Jahres gab es Ausführungen über "Friedrich Hölderlin als Künder der deutschen Seele".
Es war nicht direkt die bürgerliche Vereinigung, wohl aber waren es ihre Mitglieder, die mehrfach das Stadtbild veränderten: Zum Beispiel spendeten Mitglieder zur Gründung des Verschönerungsvereines 1883 einige größere Waldstücke, die so den Langenbergern zur Erholung zugänglich wurden. 1845 stiftete man das erste Kranken- und Armenhaus. Auch an der Eröffnung des ersten Hallenbades im gesamten Rheinland, im Jahre 1896, waren vornehmlich VG-Mitglieder beteiligt, das Bürgerhaus ist Stiftung eines VG-Mitgliedes und die erste Volksbibliothek in Langenberg wurde 1906 ebenfalls durch ein Mitglied der Vereinigten Gesellschaft ins Leben gerufen.
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So hat diese Vereinigung auf verschiedene Weise ihre Spuren in der Stadt Langenberg hinterlassen.
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